Mittwoch, 27. November 2013

Die letzte Beichte vor dem Tod -eine wahre Erzählung


Ich erinnere mich an eine Beichte im Kloster Grigoriou. Damals, im Jahre 1981, erzählte mir der Klostervorsteher Grigorij, welcher noch heute unter uns weilt, eine Geschichte. Er mußte einem Priester aus einem kleinen griechischen Städtchen die letzte Beichte vor dem Tode abnehmen.
Der Priester hatte zwei Kinder mit einem sehr großen Altersunterschied – einen älteren Sohn und eine um ein vielfaches jüngere Tochter. Eines Tages fuhr der Sohn zum Studieren nach Athen und es geschah eine Tragödie – er starb. Man fand die Leiche des Jünglings an einem menschenleeren Ort. Es bestand kein Zweifel daran, daß er zu Tode geprügelt worden war. Der Sohn hatte ein sehr kirchliches und gläubiges Leben geführt, doch sein goldenes Kreuz fand man bei ihm nicht. Und gerade dieses fehlende Kreuz peinigte die Seele des unglücklichen Vaters. Die Mörder wurden damals nicht gefunden, und das Verbrechen blieb ungesühnt.

Die Jahre vergingen, die Tochter des Priesters war erwachsen geworden und hatte einen Freund. Der junge Mann war etwas älter als sie, er kam zu ihnen nach Hause und war sehr willkommen. Dem Priester, der inzwischen schon verwitwet war, gefiel er. Dennoch konnte der junge Mann sich nicht entschließen, den Priester um die Hand seiner Tochter zu bitten. Nach einiger Zeit bat er den Priester, ihm die Beichte abzunehmen. Der willigte ein, und der junge Mann erklärte, daß er der Liebe des Mädchens nicht würdig wäre, denn er sei … – ein Mörder.
Vor ziemlich langer Zeit war er in Athen in schlechte Gesellschaft geraten; man war betrunken, und spät in der Nacht pöbelten sie einen Jugendlichen an, der ihnen zufällig begegnet war. Der versuchte, ihnen ins Gewissen zu reden, um sie zur Vernunft zu bringen, doch das machte sie nur noch wütender, und sie begannen ihn zu verprügeln und schlugen ihn zu Tode. Er selbst, der jüngste der Gruppe, riß dem Jugendlichen die Kette mit dem goldenen Kreuz vom Hals.
Mit diesen Worten zeigten er dem Priester das Kreuz, und dieser erkannte, daß es das verschwundene Kreuz seines Sohnes war. In diesem Moment kam es dem Priester vor, als würde er den Boden unter seinen Füßen verlieren, und fast wäre er zusammengebrochen. Er fing an zu beten, Gott möge ihm Kraft geben. Der junge Mann fuhr fort: „Sie sehen, so ein von Gott verlassener Mensch wie ich kann nicht der Mann Ihrer Tochter werden. Verzeihen Sie mir.“

Der Priester aber antwortete: „Wie könnte ich dich nicht in meine Familie aufnehmen, wo doch Gott selbst deine Beichte erhört?“ Die Hochzeit wurde gefeiert, und alle Fotos des Sohnes wurden unter einem Vorwand entfernt, damit der Mann seiner Tochter nie erfährt, daß er der Mörder des Bruders seiner Frau ist. Und so hat niemand jemals von diesem Geheimnis erfahren. Nur Vater Grigorij hat der Priester davon erzählt – auf dem Totenbett, in seiner letzten Beichte.

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